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Nicolas Korte | Detail

Testbild, baby!

Disrupt yourself – einfach mal was ändern, weil es gut läuft

Letztens habe ich folgende Diskussion erlebt :

Kollege A (6 Monate im Unternehmen) : „Bei meiner vorherigen Tätigkeit haben wir das anders gemacht. Ich denke, wenn wir das mal soundso machen würden, könnte das einige Probleme lösen.“

Kollege B (seit mehreren Jahren im Unternehmen) : „Willst Du damit sagen, dass wir das bisher immer falsch gemacht haben und Ihr da beim Wettbewerb sowieso immer schlauer ward ?“

Meine erste Reaktion: Nicht schon wieder!

Zum gefühlten 1000sten mal in 30 Jahren führt der reine Vorschlag einer Veränderung beim Adressaten scheinbar direkt zur Verteidigung der bisher geübten Praxis. Und wie kann es anders sein – unter Verweis darauf, dass ja nicht alles falsch oder schlecht gewesen sein kann, was man jahrelang gemacht hat.

Natürlich kann man dieses Verhaltensmuster mithilfe verschiedener Kommunikationstheorien (. z.B. dem Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun) oder auch psychologischen Ansätzen sehr gut zu erklären versuchen, aber darum geht es mir in diesem Beitrag nicht.

Ich habe mir vielmehr die Frage gestellt: Wann ändere ich eigentlich etwas aus mir heraus?

Die einfache und in diesem Zusammenhang paradoxe Anwort: Weil es bisher schlecht läuft oder ich mir zumindest durch die Veränderung eine Verbesserung erhoffe.

Das „paradoxe“ – ich kritisiere, wenn andere bei Veränderungsvorschlägen alles vorher erprobte in Frage gestellt sehen, verändere mich selber aber nur, wenn ich etwas als „schlecht“ in Frage stelle. Bin ich / wir so konditioniert, dass alles, was verändert wird, vorher automatisch schlecht gewesen sein muß?

Auch Reflektionsratgeber oder auch Vorschläge für Retrospektiven enthalten oft Formulierungen wie „Was ist/war gut und kann beibehalten werden?“ vs. „Was ist/war schlecht und sollte geändert werden?“. Ehrlich? Und dann wundern wir uns, dass sich Menschen gegen Veränderungen an Umständen/Sachen/Vorgängen wehren, die sie für „gut“ halten?

Ein Verhalten, dass wenn es andere mir gegenüber üben, als uncool aufzufassen, aber es selber zu „brauchen“, um den gleichen Zweck zu erfüllen, erscheint mir ziemlich schizophren. Und auch wenn es klar erscheint, dass man das eigene tun stets anders einsortiert als das von anderen, eröffnet mir dieses Paradoxon eine andere Perspektive auf Veränderung.

Ist nicht vielleicht schon meine Meinung, dass etwas „gut läuft“ so limitierend, dass ich ewtas besseres gar nicht erkennen könnte?

Was wäre, wenn „gut“ nicht als Synonym für „unantastbar“ und „beibehalten“ stehen würde? Was wäre, wenn man einfach mal etwas verändert, WEIL es gut läuft und nicht, OBWOHL es gut läuft? Wenn alle das Verständnis hätten: „Dass wir das jetzt überprüfen ist ein Zeichen dafür, dass ich bis jetzt einen guten Job gemacht habe.“ Wenn Veränderungsvorschläge als Lob und nicht als Kritik aufgefasst würden?

Die Veröffentlichung dieses Artikels habe ich jetzt ein paar Wochen vor mir hergeschoben. Was mir auf der einen Seite so logisch erscheint, hört sich auf der anderen so blödsinnig an – etwas „gutes“ ändern, worauf soll das einzahlen? Letzendlich hat mich der Zuspruch nach einem tweet doch dazu ermutigt. Wie in dem Bild über diesem Absatz – vielleicht hilft das ändern von „funktionierendem“ dabei, neue Perspektiven zu generieren. Und sei es die, dass ein Veränderungsvorschlag von anderen keine Kritik an der eigenen Lösung ist.

Deshalb werde ich mal versuchen, mit Veränderungen auch da ansetzen, wo etwas explizit gut läuft, und dabei entdecken, aus welchen Perspektiven es eben doch nicht so gut gelaufen ist.